
Ich habe die Natur früher als schön empfunden, vielleicht auch beruhigend. Aber dass sie einmal zu meiner Lehrerin, Spiegel und Verbündeten werden würde – das hätte ich nicht gedacht.
Es begann in einer Zeit, in der ich mich selbst kaum noch gespürt habe. Ich war funktional – aber innerlich stumpf. Und dann war da dieser Moment: Ich stand allein im Wald, und plötzlich war es nicht mehr nur „grün und ruhig“. Ich sah einen Baum, der schief gewachsen war – und trotzdem stark stand. Und ich dachte: Genau so bin ich auch. Schief vielleicht, aber standhaft. Nicht perfekt – aber lebendig.
Solche Assoziationen passieren im Naturcoaching immer wieder. Ein umgestürzter Baum kann plötzlich zu einem Sinnbild für Erschöpfung werden. Ein Bachlauf zeigt, wie man mit Hindernissen umgehen kann: nicht kämpfen, sondern sich schlängeln. Ein Stück Moos erinnert daran, dass Sanftheit Raum schaffen kann.
Diese Bilder bleiben. Sie verankern sich. Und sie verändern etwas – nicht nur im Kopf, sondern im Körper, im Alltag. Wenn ich heute Entscheidungen treffe oder mit Unsicherheiten kämpfe, frage ich mich oft: Was würde die Natur tun? Würde sie kämpfen – oder wachsen, sich anpassen, fließen?
Diese Fragen bringen mehr Klarheit als jeder Ratgeber.
Naturcoaching bedeutet für mich nicht, in der Wildnis zu verschwinden – sondern mit der Natur in Dialog zu treten. Still, achtsam, ehrlich. Die Natur urteilt nicht. Sie antwortet nicht in Sätzen. Aber sie spricht – leise, deutlich, direkt ins Herz.
Wenn du dich nach etwas sehnst, das dich wieder bei dir ankommen lässt – vielleicht findest du es nicht in mehr Leistung, sondern in mehr Lauschen.