Abgrenzung – Der Moment, in dem ich aufstand

Ich habe sehr früh gelernt, mich anzupassen. Rücksicht zu nehmen. Nicht zu viel Raum einzunehmen.
Als ich in jungen Jahren in eine Beziehung mit einem narzisstischen Menschen geriet, verlor ich Stück für Stück das Gefühl für mich selbst.
Nach außen funktionierte alles.
Aber innen wurde ich leiser.
Kleiner.
Müder.

Er war manipulativ – mal charmant, mal grausam. Es war ein Spiel aus Nähe und Entwertung. Ich wusste nie, wann die nächste Spitze kam.
Ich suchte die Schuld bei mir. Und verlor den Zugang zu meiner eigenen Wahrnehmung.
Bis ich irgendwann nicht mehr wusste, wer ich bin – nur noch, wie ich sein sollte, um es erträglich zu machen.

Der Wendepunkt kam nicht, weil ich plötzlich mutig war.
Er kam, weil der Schmerz zu groß wurde.
Weil ich zwei kleine Kinder hatte, die mich brauchten.
Und weil ich wusste: Wenn ich bleibe, zerbreche ich.
Und mit mir zerbricht auch ihr sicherer Boden.

Also stand ich auf. Nicht mit Wut. Sondern mit Klarheit.
Ich wollte sie beschützen – und musste dafür zuerst mich selbst schützen.

Abgrenzung ist für mich seitdem kein theoretisches Konzept. Sie ist gelebte Selbstachtung.
Ein Satz, den ich heute meinen Klient:innen oft sage, ist:
„Du darfst Nein sagen – und trotzdem liebenswert sein.“

Ich begleite Menschen, die es gewohnt sind, stark zu sein – aber innerlich erschöpft.
Menschen, die sich selbst verloren haben in Beziehungen, Strukturen oder Rollen.
Und die endlich zurückfinden wollen – zu sich, zu ihrer Kraft, zu ihrer inneren Grenze.

Nicht hart.
Aber klar.
Nicht gegen andere.
Sondern für sich selbst.